Detail

0723TH_Munition_Fund

Einsatzort: Eisenbahnstraße; Oesede
Einsatzbeginn: 20.09.2020, 08:00 Uhr
Einsatzende: 20.09.2020, 14:15 Uhr
Evakuierungsmassnahmen_wegen_Bombenblindgänger_Entschärfung

Einsatzbericht

Sprengmeister kann 250-Kilo-Bombe von Hand entschärfen

Nur 30 Zentimeter tief im Boden lag die englische 250-Kilo-Bombe, die der niedersächsische Kampmittelbeseitigungsdienst am Sonntag am Rand eines Feldes in Georgsmarienhütte unschädlich machte. Aufgrund des guten Zustandes des Zünders konnte Sprengmeister Michael Crölle den Blindgänger am frühen Nachmittag von Hand entschärfen.

Die Alliierten warfen im Zweiten Weltkrieg rund 1,4 bis 1,5 Millionen Tonnen Bomben über Deutschland ab. Experten gehen davon aus, dass zwischen zehn und zwanzig Prozent als Blindgänger geendet sind. Ein Exemplar davon wurde am Sonntag von Sprengmeister Michael Crölle und seinem Team in Georgsmarienütte entschärft. Für die Bombenräumung mussten 2500 Georgsmarienhütter bis zehn Uhr morgens ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Vor dem Alten- und Pflegeheim Haus St. Josef in Oesede fuhren bereits ab 8.30 Uhr reihenweise Krankenwagen vor.  Denn auch die Bewohner des Hauses mussten für die Dauer der Evakuierung woanders unter kommen. Die meisten verbrachten die Zeit im Haus St. Marien in Alt-Georgsmarienhütte, einige bei Verwandten, die nicht von der Bombenräumung betroffen waren, und wenige weitere im Franziskus-Hospital. Während die Bewohner des Alten- und Pflegeheimes in einer generalstabsmäßig geplanten Aktion evakuiert wurden, waren einige wenige Georgsmarienhütter gar nicht auf die Bombenräumung vorbereitet. Sie wurden teilweise buchstäblich von den Einsatzkräften aus dem Bett geklingelt und beteuerten, "von nichts zu wissen". Insgesamt verlief die Evakuierung jedoch sehr zügig. Bereits um 11.45 Uhr waren die Einsatzkräfte mit der Überprüfung des Sperrgebietes fertig. Dann blieb allen Betroffenen und Einsatzkräften alles nichts anderes übrig, als zu warten. Die meisten Feuerwehrleute und Polizisten saßen plaudernd auf Bänken vor und in der Feuerwehrwache in Oesede. Im Evakuierungszentrum in der Realschule hingegen gab es unter anderem Kaffee und zum Mittagessen Erbsensuppe. Der erste, der dort morgens angekommen war, war Horst Graf. Mit ihm warteten am Vormittag neun andere Georgsmarienhütter die Bombenräumung ab. Über Mittag kamen insgesamt 23 Personen in die Realschule. Ganz für sich alleine in einem separaten Teil der Realschule wurde zudem ein Mann untergebracht, der zu den aktuellen Corona-Verdachtsfällen zählte. Er ist eine Kontaktperson eines Erkrankten, wartete noch auf sein Testergebnis und musste daher in Quarantäne. Während die einen warteten, konnten die anderen nun endlich richtig loslegen: Kurz vor 13 Uhr informierte Sprengmeister Michael Crölle die Einsatzleitung darüber, dass wirklich ein Blindgänger im Feld hinter der Eisenbahnstraße läge.  Konkret hatten Crölle und sein Team es mit einer britischen 250-Kilogramm-Bombe (500 Lips) mit Aufschlagszünder zu tun. Da sich der Zünder in einem guten Zustand befand, waren die Männer des niedersächsischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes optimistisch, was eine Entschärfung anging.  Und tatsächlich: Rund eine Stunde später hatten die Männer den gefährlichen Teil ihrer Arbeit erledigt: "Wir konnten den Aufschlagszünder von Hand entschärfen", so Crölle: "Aus meiner Sicht war das relativ unspektakulär. Ich habe ihn mit Vorsicht und Eleganz rausgedreht." Dazu nutzte Crölle eine simple Zange. Wäre der Blindgänger mit einem Säurezünder versehen gewesen, wäre dies nicht möglich gewesen. "Säurezünder sind lebensgefährlich für uns", berichtete der Sprengmeister. Dennoch war natürlich auch der von seinem Team entschärfte Blindgänger zuvor sehr gefährlich gewesen: "Wäre die Bombe unkontrolliert explodiert, hätte sie wohl einen rund vier Meter tiefen und 12 bis 15 Meter breiten Krater gerissen", so Crölle.  Bis zur Entschärfung am Sonntagmittag hatte die englische 250-Kilo-Bombe mindestens 75 Jahre im Boden gelegen - nur 30 Zentimeter unterhalb der Erdoberfläche. "Das war wohl ein Bauchklatscher", berichtete Kampfmittelexperte Ernst-Werner Heinecke, der den Blindgänger entdeckt hatte. Im Vorfeld von Bauarbeiten an der B51 hatte Heinecke bei einer Routineprüfung auf Luftbildern etwas entdeckt: "Der Punkt war ganz unten am Rand des Bildes." Um sicher zu gehen, überprüften die Kampfmittelexperte den Verdachtspunkt vor Ort  mittels einer Oberflächensondierung sowie einer Stichsonde. Danach war die Sache für die Experten so gut wie klar, und Crölle bestätigte: "Die Bombe lag rund zu einem Drittel in einem Feld." Der Rest befand sich zwischen Büschen und Bäumen am Feldrand. Nach der erfolgreichen Entschärfung kam Bürgermeisterin Dagmar Bahlo zum Fundort und bedankte sich beim Team vom Kampfmittelräumdienst: "Für mich war es die erste Entschärfung als Bürgermeisterin, und man weiß ja nicht, in welchem Zustand so eine Bombe ist, und ob sie gesprengt werden muss", sagte die sichtlich erleichterte Bürgermeisterin.

Quelle NOZ

Eingesetzte Einheiten

  • Feuerwehr Oesede (Feuerwehr Oesede)
  • Feuerwehr Georgsmarienhütte (Feuerwehr Georgsmarienhütte)
  • Feuerwehr Kloster Oesede (Feuerwehr Kloster Oesede)
  • Sonstige Einheiten (Sonstige Einheiten)
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